7. Guitar Masters
am 14. März 2015 in der Wolffskeelhalle Reichenberg
Dafür, dass Guitar Masters als fixe Idee spätestens nach dem zweiten
Jahr hätte beendet werden sollen, weil
Impresario Reinhold Deinhardt glaubte bis dahin alle ihm wichtigen Gitarristen
dieser Welt in Reichenberg
präsentiert zu haben, muss man sich wundern welch spannende Gitarrennacht
ihm auch diesmal wieder
gelungen ist. Anscheinend haben bis heute doch noch nicht alle aus seiner Sicht
wesentlichen Gitarristen in
diesem fränkischen Dorf ihren Einstand gegeben, denn die seit Jahren wiederkehrenden
Sätze, ihm würde
jetzt nichts Neues mehr einfallen straft jedes Festival erneut mit lautstarken
Gegenargumenten. Es war wie
immer groß- und einzigartig und obwohl der Abend mit Verspätung begann
und bis halb zwei am nächsten
Morgen andauerte, schien kaum ein Zuschauer das Bedürfnis zu haben das
Konzert vorzeitig zu verlassen.
Bestimmt liegt es an der ehrlichen, selbstlosen und rührigen Art wie dieses
Festival in einer Schulturnhalle
präsentiert wird, bei der Dutzende freiwillige Helfer zum Gelingen des
Ganzen in ihrer Heimat beitragen und
dieses Event zu einem einzigartigen Welt-Schmankerl werden lassen, bei dem nicht
alles perfekt war aber
die Mühe durch eine schon Wochen vorher ausverkaufte Veranstaltung im Vorhinein
belohnt wurde.
Der Opener war kein Geringerer als der von der Queen als Träger des Ordens
als Member des British Empire
ernannte Jazzgitarrist Martin
Taylor, der genau der richtige Mann war um die Zuschauer in ein
gehobenes
Stimmungslevel zu heben. Großartige Gitarristik mit ausgefeilten Arrangements
von Jazz-Standards und mit-
reißenden Songs aus eigener Feder. Man hätte ihm ewig zuhören
können, wenn nicht nach einer Zugabe und
aufgrund des umfangreichen Programms schon die zweite Gruppe in den Startlöchern
gestanden hätte.
Der in Italien lebende brasilianische Gitarrist Roberthino De Paula und die beiden italienischen Percussio-
nisten Stefano
Rossini und Ippolito Pingitore zelebrierten Musik
im Stil von Baden Powell und anderer
Bossa Nova- und Sambagitarristen aus der Schule des 20. Jahrhunderts, gespielt
auf einer für diese
Musik typischen klassichen Gitarre, was dem Bergauffahren mit einem Fahrrad
ohne Gangschaltung
entspricht. Das ist reine Schwerstarbeit. Publikumsliebling dieses Sets war
Stefano der mit einem
originellen Tamburinsolo zu begeisterten Reaktionen animierte.
Im dritten Set war erneut ein Stilwechsel angesagt. Fingerstyle-Meister Harry
Sacksioni aus Holland,
bekannt als musikalischer Ideengeber bei Hermann van Veen, schüttelte Popsongs
auf lässige Art aus den
Fingern und verzauberte die rund vierhundert Zuhörer nicht nur durch sein
bewundernswertes Spiel sondern
auch mit seinen erheiternden und herzerfrischenden Geschichten. Ein lustiger
Vogel und klasse Gitarrist.
Gegen Mitternacht stand vor
der abschließenden gemeinsamen Session aller Musiker der "gitarristische
Übervater" dieses Festivals Larry
Coryell mit E-Gitarre und seinem Power Trio auf der Bühne.
Am 7-saitigen
E-Bass überzeugte der amerikanische Musikprofessor Dave King
und am Schlagzeug Paul
Wertico, bekannt
als langjähriger Drummer bei Pat Metheny. Es waren wohl hauptsächlich
spontan kreierte musikalische Ideen,
die da mit einer fesselnden Überzeugungskraft von der Bühne in den
Saal drangen. Eine packende Show,
die durch spontane Einfälle überzeugte. Als mit Überraschungsgast
Martin Taylor das Trio zum Quartett
mutierte waren durch die geschmeidigen Klänge sämtliche Zuschauerherzen
mit der in diesem Set bis
dahin nicht immer leicht verdaulichen Musik versöhnt.
Fünf Stunden nach dem ersten Ton beendete eine großartige Session
unter Larry's Regie die wahrscheinlich
längste Gitarrennacht der Republik welche hoffentlich nicht die letzte
ihrer Art in Reichenberg war.
Große Klasse !
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Martin Taylor
Robertinho De Paula - Stefano Rossini - Ippolito
Pingitore
Larry Coryell Power Trio
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